Afrika: Es braucht kontinuierliche Kooperationen auf Augenhöhe! – 20. November 2019

Club Niederösterreich lud in Kooperation mit café + co zur Tagung „Auf nach Afrika!“ ins Gemeindezentrum Eichgraben, hochkarätige Vorträge von Vertretern der Austrian Development Agency, der Wirtschaftskammer Österreich, der WU sowie aus Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft schlugen in dieselbe Kerbe: Kontinuität und echte Partnerschaften auf Augenhöhe in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist das Um und Auf. WK-NÖ Präsidentin Sonja Zwazl sowie die LAbg. Martin Michalitsch (ÖVP) und Elisabeth Götze (Grüne) unter den Vortragenden bzw. DiskutantInnen.

„Obwohl einige afrikanische Länder zu den weltweit am meisten wachsenden Volkswirtschaften gehören, der Kontinent insgesamt an Vielfalt und Ressourcenreichtum kaum zu überbieten ist und das anhaltende Bevölkerungswachstum einen regelrechten Wirtschaftsboom erwarten lässt, wird das ökonomische Potenzial Afrikas in Niederösterreich und Österreich bislang kaum wahrgenommen. Woran das liegt und wie es zu ändern ist, sind zwei aus einer ganzen Reihe von Fragen, denen wir uns heute annähern werden“, erläuterte die Geschäftsführerin des Club Niederösterreich, Theres Friewald-Hofbauer, eingangs die Intention der Konferenz. 

„Niederösterreich ist ein exportstarkes Bundesland, sechs von zehn Euro erwirtschaften wir im Export. Deshalb ist es wichtig, unsere Geschäftsverbindungen auszubauen. Unsere Außenwirtschaftscenter, von denen wir sechs in Afrika haben, fungieren dabei als hervorragende Drehscheiben“, unterstrich Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich und Vizepräsidentin des Club Niederösterreich, die blau-gelben Bestrebungen von wirtschaftlichen Kooperationen mit dem „schwarzen Kontinent“ und ergänzte, dass der Anteil der Exporte nach Afrika noch deutlich unterrepräsentiert sei und sich auf einige wenige Länder konzentriere.

Langfristige Kooperationen, die auf Wachstum ausgerichtet sind 

Genau das zu ändern, sei in den Fokus der nationalen wie auch europäischen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit gerückt, ließ Gunter Schall von der Austrian Development Agency wissen, deren Fokus darauf liege, private Investitionen in Afrika zu hebeln. Dabei setze man unter anderem auf die Digitalisierung, die es insbesondere Klein- und Kleinstunternehmen in Afrika überhaupt erst ermögliche, ökonomisch aktiv zu sein – beispielsweise durch die Möglichkeit der Bezahlung mittels Handy –, und die gleichzeitig zu einer florierenden Landschaft aus Startups in digitalen Schlüsseltechnologien führe, wie beispielsweise die „Silicon Savannah“ in der Nähe von Nairobi zeige. Gleichzeitig sei der afrikanische Kontinent nach wie vor von unerträglicher Armut, den Auswirkungen des Klimawandels und sozialen wie auch politischen Spannungen betroffen – Herausforderungen, deren Lösung die Agenda 2030 mit den als Sustainable Development Goals definierten Zielen, fordert. 


Diese Ziele ließen sich freilich nicht mit „business as usual“ lösen, sondern bedürften kreativer, kontinuierlicher Kooperation mit skalier- und übertragbaren Ansätzen, waren sich Gunter Schall und Michael Scherz von der Wirtschaftskammer Österreich einig. Österreich verliere derzeit im globalen wie auch im EU-Vergleich in Afrika an Boden und könne von den Booms in verschiedenen afrikanischen Volkswirtschaften unterdurchschnittlich profitieren. Dabei sei gerade die heimische Wirtschaft, die beispielsweise in zahlreichen Nischentechnologien, die in Afrika besonders gefragt seien, zu den Weltmarktführern zählen, beispielsweise in den Bereichen Erneuerbare Energien, Umwelttechnologien oder Abfallwirtschaft. 

Gerade die Abfallbeseitigung sei in Afrika ein besonders brennendes Thema knüpfte Gerhard Vogel, emeritierter Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, an und rückte in seinem Vortrag die berühmt-berüchtigte Müllhalde nahe der ghanesischen Hauptstadt Akkra in den Mittelpunkt, wo illegal exportierter, oft als „ordnungsgemäß entsorgt“ deklarierter, hochgefährlicher Elektroschrott und Giftmüll aus Europa und der ganzen Welt gelagert und vielfach auch zerlegt wird – unter katastrophalen Bedingungen für die vor Ort Beschäftigten, die in unmittelbarer Nähe lebende Bevölkerung und die Umwelt. Es handle sich hier um eine Form der ökonomischen Ausbeutung, der nur durch strenge Gesetze in den Ländern des Nordens begegnet werden könne.

café + co: Direktimport sorgt für Win-win-Situation

Dass Wirtschaftsbeziehungen zwischen Afrika und Europa für beide Seiten von Vorteil sein können, zeigt wiederum das Beispiel „Bulungi“, eine Premiumkaffeesorte, die vom österreichischen Kaffeedienstleister café + co direkt von einer genossenschaftlichen Kooperative von Kleinbauern in Uganda importiert wird. „Die Kooperative, die klein strukturiert und naturnah wirtschaftet, trägt dabei auch die Verantwortung für die Qualitätskontrolle, die für uns von essenzieller Bedeutung ist“, beschrieb der Geschäftsführer von café + co, Fritz Kaltenegger, das Projekt. Zusätzliche Investitionen in die Region, etwa die Anschaffung von Regenwassertanks- und Wasserfilteranlagen für die zehn Schulen in den betreffenden Gemeinden, seien besonders wichtig, wenn es darum gehe, jenes Vertrauen aufzubauen, das für langfristige Kooperationen schließlich unabdinglich sei. 

Im Zuge der abschließenden Diskussion, in die sich neben den Referenten auch zahlreiche KonferenzteilnehmerInnen mit großem Interesse einbrachten, wurden noch drei beispielhafte Projekte präsentiert, die an weiteren Partnern in Österreich interessiert sind. So präsentierte Olivia Mugabe-Mitterer von der Uganda Investment Authority ein Näherinnen-Projekt aus Uganda zur Herstellung von Taschen aus hochqualitativer Biobaumwolle. Der Fußballbegeisterte Franz Weber erzählte von einem Fußball- sowie einem begleitenden Gesundheitsprojekt für Kinder in Kenia. Klaus Karpf von der Agrarpädagogischen Hochschule in Wien schließlich widmete seine Ausführungen jenem Bereich, der vielfach als das Um und Auf für Entwicklung, aber auch Kooperation auf Augenhöhe erachtet wird, der Bildung.

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