Konferenz „Unstoppable. Ehrenamt zwischen Umbruch und Aufbruch“ – 20.10.2015
Sie sind wirklich „unstoppable“, die Ehrenamtlichen in Niederösterreich. Ihre Zahl und ihr Engagement sind im Wachsen begriffen, ein Aufbruch also, der aber auch mit einem Umbruch einhergeht. Denn während die traditionellen Formen der Freiwilligenarbeit in Vereinen stagnieren, betätigen sich immer mehr Menschen informell und Projekt bezogen. Ebenfalls im Wandel sind die Motive, die bewegen, und die Bereiche, in denen man aktiv wird und Verantwortung übernimmt. Eine große Herausforderung, vor allem aber eine enorme Chance für die Gesellschaft, die ohne zivilgesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement um vieles ärmer und kälter wäre. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse und zentralen Botschaften der Konferenz „Unstoppable. Ehrenamt zwischen Umbruch und Aufbruch“, zu der der Club Niederösterreich gemeinsam mit dem Service Freiwillige und der HYPO NOE vergangene Woche nach St. Pölten eingeladen hatte.
Im ersten Block der Konferenz wusste Landesrat Mag. Karl Wilfing mit beeindruckenden Zahlen und einem klaren Bekenntnis aufzuwarten: „47 Prozent aller Niederösterreicher sind freiwillig engagiert und leisten 3,4 Millionen Stunden pro Woche. Diese Leistung können wir gar nicht hoch genug schätzen. Deshalb haben Freiwillige auch unsere vollste Unterstützung verdient, die wir seitens des Landes Niederösterreich auch mit zahlreichen Maßnahmen leisten – beispielsweise mit einem Fonds für Freiwillige und einer eigenen Servicestelle und Hotline.“ Zahlen, die durch eine Studie belegt wurden, die 2012 von der Hypo NOE bei der Donau-Universität Krems in Auftrag gegeben worden war und von Generaldirektor Dr. Peter Harold präsentiert wurde. Dabei betonte er, dass seine Bank eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Niederösterreich nicht nur empfinde, sondern durch Partnerschaften mit ehrenamtlich tätigen Organisationen sowie die Unterstützung von Sozialprojekten lebe.
Konrad Tiefenbacher, Verantwortlicher für das Service Freiwillige in der NÖ.Regional.GmbH, verwies auf die zahlreichen Herausforderungen für Vereinsfunktionäre angesichts neuer gesetzlicher Bestimmungen wie Allergenverordnung und Registrierkassenpflicht sowie bereits geltender Regelungen, deren Bewältigung durch Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen erleichtert werde. Darüber hinaus müssten sich viele Vereine einer kritischen Diskussion über die Zukunftsfähiglkeit ihrer traditionellen Strukturen stellen, denn „der Trend geht weg von jahrelanger Verbundenheit mit einem Verein hin zu projektbezogener, zeitlich befristeter Arbeit“.
In der von NÖN-Chefredakteur Martin Gebhart moderierten Podiums- und Publikumsdiskussion bekannte der Langauer Bürgermeister Franz Linsbauer, dass Gemeinden ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen auf vieles verzichten müssten, das gemeinhin als Lebensqualität empfunden werde. In die gleiche Kerbe schlug die Landesobfrau der NÖ Dorf- und Stadterneuerung, Maria Forstner, die das Freiwilligenwesen als wesentlichen Motor des gesellschaftlichen Zusammenhaltes in den Kommunen erachtet. Ehrenamt und bezahlte Beschäftigung sind für Wirtschaftkammer-Direktor Dr. Franz Wiedersich keinesfalls Gegener, vielmehr „steht ganz eindeutig die Win-win-Situation im Vordergrund“.
Martin Lammerhuber, Holdinggeschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich, strich die Weiterbildungsbereitschaft der Freiwilligen hervor, die nicht nur den AkteurInnen selbst, sondern auch der Allgemeinheit zu Gute käme. Letztlich gehe es aber immer darum, „dass Freude, Sinn und Wertschätzung im Vordergrund stehen“. Für den Landesgeschäftsführer des Niederösterreichischen Roten Kreuzes, DI Peter Kaiser, haben insbesondere die letzten Wochen deutlich gemacht, dass das freiwillige Engagement in Österreich starken Veränderungen unterworfen ist: „Es bietet sich an, dass wir als Rotes Kreuz im Zusammenspiel mit unseren bewährten Strukturen als Andockstelle für spontane Freiwilligenhilfe fungieren.“ Mit seinem abschließenden Bekenntnis – „Ich bin dankbar, in einem Land zu leben, wo Menschen hinschauen und anpacken und sich nicht umdrehen und weggehen“ – nahm er nochmals Bezug auf die zivilgesellschaftliche Leistung bei der Versorgung und Integration der Flüchtlinge in Österreich und sprach damit einen Themenaspekt an, der die gesamte Konferenz prägte und begleitete. Abgerundet und bereichert wurde die Veranstaltung durch einen „Marktplatz der Ehrenamtlichen“, bei dem elf herausragende Freiwilligen-Organisationen sich, ihren Tätigkeitsbereich und ihr Angebot präsentierten.
Der Club Niederösterreich räumt dem Ehrenamt und dem Freiwilligenwesen in seinem Jahresprogramm 2015 einen besonderen Stellenwert ein: Vor wenigen Tagen wurden die Ergebnisse einer Fachjury für den Fotowettbewerb „Freiwillige vor!“ veröffentlicht und die breite Öffentlichkeit dazu aufgerufen, das endgültige Ranking via Online-Voting auf der Homepage des Club Niederösterrreich www.clubnoe.at zu fixieren. Bis 1. November kann noch gevotet werden!
Die Preisverleihung findet am Mittwoch, dem 4. November 2015, um 18.00 Uhr im Studio 44 der Österreichischen Lotterien statt. Der Abend wird ganz im Zeichen der Wertschätzung von Ehrenamt und freiwilligem Engagement stehen und den Gästen ein vielfältiges Programm mit einem Impuslvortrag von Career Moves-Gründer Gregor Demblin, einer Lesung von Jung-Autor Franz Schmid und fetzigen Klängen der „Big Boys“ bieten. Höhepunkt wird die Präsentation der Siegerfotos durch Club Niederösterreich-Präsident Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und Vorstandsdirektorin Bettina Glatz-Kremsner (Österreichische Lotterien) sein. Anmeldung unter info(at)clubnoe.at bzw. 02742/28 559 erbeten.
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