Lebensmittel für acht Milliarden – frommer Wunsch oder realistische Perspektive – 2.12.2013
Hunger, die größte Tragödie unserer Zeit, kann gestoppt werden. Auch wenn die Herausforderungen angesichts von Bevölkerungszuwachs, Landfraß und rückläufigen Produktivitätssteigerungen sowie Nahrungsmittelspekulationen und Landgrabbing wachsen, sind sie mittels einer tabulosen grünen Revolution, besserer Verteilungslogistik, nachhaltiger Entwicklungshilfe und bewusstem Konsumverhalten bewältigbar – so das kurzgefasste Ergebnis der Club Niederösterreich-Tagung zum Thema „Lebensmittel für acht Milliarden – frommer Wunsch oder realistische Perspektive?“, die Anfang dieser Woche mehr als 100 interessierte TeilnehmerInnen in die LK Niederösterreich, St. Pölten, führte.
„Alle 10 Sekunden stirbt ein Kinder an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Das ist die größte Tragödie unserer Zeit“, betonte die Entwicklungspolitische Referentin der Caritas Österreich, Helene Unterguggenberger, dieser Tage vor mehr als 100 TeilnehmerInnen bei einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Club Niederösterreich zum Thema „Lebensmittel für acht Milliarden – frommer Wunsch oder realistische Perspektive?“ in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich in St. Pölten. Wichtigste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bekämpfung des Hungers sind laut Unterguggenberger die Förderung kleinbäuerlicher nachhaltiger Landwirtschaft, die Verbesserung des Zugangs zu Land, die Aufstockung von Entwicklungshilfegeldern sowie gezielte Maßnahmen gegen den Klimawandel und exzessive Spekulation auf Nahrungsmittel.
Landesgüterdirektor Josef Rosner, anerkannter Erosionsexperte und Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Integrierten Pflanzenschutz, verwies auf die wachsende Bevölkerung und die steigende Nachfrage nach Fleisch bei einem gleichzeitigen Rückgang der Produktivitätssteigerungen und der Produktionsflächen, Stichwort Landfraß durch Straßen und Siedlungen . Dennoch zeigte er sich davon überzeugt, dass der Hunger der Welt zu stillen ist, wenn es gelingt, eine grüne Revolution in Gang zu bringen, die auf nachhaltige Bodenbewirtschaftung, sorgsamen Umgang mit Wasser und Mut zu Innovationen setzt. „Dabei dürfen wir uns allerdings nicht scheuen, das heiße Eisen GMO anzufassen, den biologischen Landbau neu zu definieren und die finanzielle Aushungerung wie auch bürokratische Behinderung der Agrarforschung zu stoppen“, forderte Rosner.
Auch Franz Waxenecker, Direktor des Development Department der Biomin-Holding GmbH, sprach der Erde das Potenzial zu, acht Milliarden und mehr Menschen zu ernähren, das noch dazu gesund, qualitätsvoll und mit einem hohen Anteil an regionalen Produkten. Wesentlich sei freilich, dass man sich moderner und effizienter Produktionsmethoden bediene, der Erzeugung von Lebens- und Futtermittel den Vorrang gebe und der Verschwendung Einhalt gebiete, denn „20 bis 30 Prozent der Lebensmittel gelangen aufgrund einer mangelhaften Logistik oder eines problematischen Konsumverhaltens niemals in den Verzehr“, so Waxenecker.
Katharina Wieser, Leiterin der Marketingabteilung der Romer Labs Division Holding, schlug in die gleiche Kerbe und verwies auf die Bedeutung, die neben einer Weiterentwicklung der Logistik, einer optimalen, wissenschaftsbasierten Agrarflächenbewirtschaftung und einem verantwortungsvollen Konsumenten den Qualitäts- und Sicherheitsstandards in der Lebensmittelproduktion zukommt. „Um die Weltbevölkerung heute und morgen ernähren zu können, bedarf es eines Vorantreibens der technologischer Entwicklungen im Bereich Lebensmittelsicherheit, wobei Fortschritten in der Mikrobiologie eine zentrale Rolle zukommt“, schloss Wieser.